Die Chronik des ATSV Mutschelbach 1904 e.V.
Es war im Jahre 1904 als sich im Gasthaus „Zum Adler“ 11 turnbegeisterte junge Männer zusammenfanden und den Turnverein Untermutschelbach gründeten. Im selben Jahr zählte man schon 28 Mitglieder. Mit viel Eifer wurde damals trainiert. In den frühen Morgenstunden des Sonntags zogen die Turner hinaus und trafen sich mit Sportkameraden anderer Ortschaften zu turnerischem Wettstreit. Schon 1906 konnten die Untermutschelbacher beim Wettturnen in Blankenloch den 1. Preis erringen. Sie besuchten viele Turnfeste und errangen große Erfolge.
Großen Anteil am Aufschwung des Vereins hatte Wilhelm Schäfer, der als hervorragender Turner, Turnwart und Organisator dem Verein eine starke Stütze war. Unter großen finanziellen Opfern erwarb man die Turngeräte und ein Gerätehaus. Da die Arbeiter-Turnvereine der Umgebung die Mutschelbacher immer unterstützt hatten, schloss sich der Verein im Jahre 1912 dem Arbeiter-Turnerbund an. Bis zum 1. Weltkrieg war der Verein auf 44 Mitglieder angewachsen, von denen leider 8 im Kriege fielen.
Der Verein ging bald einer neuen Blüte entgegen. Nach 1920 verzeichnete man ständig 60 bis 70 Mitglieder. Vereinslokal war jetzt das Gasthaus „Zum Lamm“. 1921 wurde der Turnplatz angelegt, Turnkleidung und weitere Geräte wurden angeschafft. Zweimal wurde der Reichsarbeiter-Sporttag in Untermutschelbach abgehalten, jeweils ein besonderer Höhepunkt für den Verein und das Dorf.
Im ganz großen Stil wurde vom 15.-17.07.1929 das 25jährige Stiftungsfest gefeiert, verbunden mit der Weihe der leider gegen Endes des zweiten Weltkrieges verloren gegangenen Fahne. Am ersten Tag bildeten damals die Kunstradfahrer für Mutschelbach eine kleine Sensation, auch Turner zeigten ihre Kunst. Der Hauptfesttag begann mit einem Staffellauf von Wilferdingen zum Mutschelbacher Festplatz. 4 Vereine beteiligten sich daran. Dann wurden Einzelwettkämpfe und am Nachmittag gesamtturnerische Vorführungen geboten.
Wie sehr Gesang und Sport zusammen gehören, empfanden auch diejenigen sangeslustigen Männer, die 1921 unter der Leitung von Fritz Konstandin eine Sängerriege gründeten. Die kleine Schar tat sich in den ersten Jahren schwer, zwangen doch finanzielle Gründe und Sängermangel immer wieder zu monatelangem Aussetzen. Der in Mutschelbach gebürtige Fritz Konstandin hat sich in bewegten Zeiten oft als starkes Rückgrat erwiesen.
Eine schwierige Zeit begann 1933. Der Verein hatte unter der Beschlagnahme von Vermögen und Turngeräten zu leiden und konnte nur unter einem anderen Namen weiterbestehen. Der Turnbetrieb musste gänzlich eingestellt werden, während die Sängerabteilung bis zum Jahre 1942 aktiv sein konnte. Von da an ruhte jede Vereinstätigkeit.
Am 8. März 1947 fanden sich auf Einladung des damaligen Bürgermeisters Karl Schmidt wieder 24 ältere und jüngere Männer zusammen, um den Verein zu neuem Leben zu erwecken. Man wählte den heutigen Namen „Arbeiter- Turn- und Sportverein 1904 Mutschelbach“.
Die Sängerabteilung konnte bald ihre Arbeit aufnehmen. Die Wiederaufnahme des Turnbetriebes konnte trotz mehrmaliger Bemühungen zum großen Bedauern der früheren Turner nicht erreicht werden. Nur wenige Turngeräte konnten nach dem Krieg gerettet werden; sie stehen heute der Schuljugend zur Verfügung. Die jüngeren Sportler zog es zum Fußball.
Im Jahre 1948 gründeten fußballbegeisterte Männer die Fußballabteilung, die heute den Kernpunkt des Vereins bildet. Man spielte in der B-Klasse und konnte im Laufe der Jahre beachtliche Erfolge aufweisen.
Die Verwaltung im Gründungsjahr der Fußballabteilung setzte sich zusammen aus: Gustav-Albert Künzler, 1. Vorsitzender Otto Lacher, Spielausschussvorsitzender Emil Wenz. Besondere Verdienste erwarben sich in den Gründerjahren Emil Wenz, Otto Lacher, Albert Konstandin und August Popp.
Wie schwer die ersten Jahre waren zeigt, dass der Sportdress durch Lumpensammlungen und mit Weizen bezahlt werden musste. August Popp hatte mit dem Handwagen die Ware nach Karlsruhe gefahren und in Trikots eingetauscht. Es war ein rot-schwarzer Dress.
Da man noch keinen eigenen Platz hatte, durften die Fußballer des ATSV auf dem Sportplatz in Auerbach spielen. Das Verhältnis zum TSV Auerbach war nicht zuletzt aus diesem Grund sehr herzlich.
Im Jahr 1950 kamen die langwierigen Verhandlungen um einen Sportplatz zum Abschluss. Es bedurfte noch schwieriger Arbeiten, bis der neue Platz in den Auwiesen einigermaßen den Anforderungen genügte. Die übernommene Last des Vereins war nicht klein. Die Verhandlungen der Vereinsleitung, dem damaligen Bürgermeister Ries und den Grundstückseigentümern waren getragen von dem 1. Vorsitzenden Albert Künzler, Friedrich Farr, Friedrich Schneider und Albert Konstandin. Der Sportplatz wurde vollständig in Eigenarbeit erbaut.
Vom 5.-7. Juni 1954 feierte der Verein sein 50jähriges Bestehen. Die Betreuung durch den Trainer Karl Wasserbäch und sein selbstloses Einsetzen für den Verein hat diesem großen Nutzen gebracht.
Damit den Mitglieder ein eigenes Heim zur Verfügung steht, entschloss man sich schon vor Jahren, ein Vereinsheim zu erstellen. Da sich der Kostenvoranschlag von 1960 auf über 150.000,-- DM bezifferte, war es schon von vornherein klar, dass das Projekt nur mit Hilfe des Landes durchgeführt werden kann. Mit bewundernswerter Energie machten sich die Mitglieder und auch Nichtmitglieder an die Arbeit, so dass in unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden das heutige Vereinsheim erstellt werden konnte. Den finanziellen Rahmen hierzu gab der Verteilerausschuss des Regierungspräsidiums Nordbaden, der dem Verein 60.000,-- DM aus Lotto- und Totomitteln bewilligte. Mit der Erstellung dieses Vereinsheims war ein langer Wunsch der Mitglieder in Erfüllung gegangen.
Architekt Kaufmann unterstützte den Verein durch kostenlose Planung und Bauleitung der Halle. Verantwortliche über diese Zeit waren:
Albert Konstandin, Otto Gegenheimer, Willi Konstandin, Kurt Konstandin, Paul Konstandin, Karl-Heinz Wenz, Friedrich Farr und Friedrich Schneider.
Im März 1969 konnte der Dreschhallenplatz von der Raiffeisenkasse gekauft werden. Da die Planungen um den Sportplatzbau im April 1968 noch nicht abgeschlossen waren, wurde der alte Platz im Juni 1973 um 20 Meter verlängert.
Seit dem Jahr 1969 hatte der Verein eine Damengymnastikgruppe unter der Leitung von Renate Müller. Die Damengymnastikgruppe feierte 1984 ihr 10jähriges Bestehen.
Im Jahr 1974 feierte der Verein sein 70jähriges Bestehen, im selben Jahr schaffte die Mannschaft unter Trainer Ernst Beck den Aufstieg in die Kreisklasse A.
Unter großen Eigenleistungen wurde der Sportplatz in den folgenden Jahren erstellt. Nach der Fertigstellung des Rasenplatzes musste noch ein großes Stück Arbeit geleistet werden: Leichtathletik-Anlagen, Umzäunung, Spielrandbegrenzung, Geräte und Kassierraum, Beleuchtung, Stehtrasse, zusätzliche Entwässerung und Rasensprenganlage.
Seit Mai 1977 hat der Verein eine Freizeitgruppe „Sport für Jedermann und wandern“. Die Gruppe wurde vom damaligen 1. Vorsitzenden Alfred Walch ins Leben gerufen. Übungsleiter war Lorenz Fien.
In der Spielsaison 1979/1980 konnte die Fußballabteilung den Aufstieg in die Bezirksliga feiern. Dieser gehörte der Verein bis zur Saison 1983/1984 an. Jeweils ein Jahr später erfolgte der Abstieg bis in die B-Klasse. Die finsterste Zeit endete mit der Meisterschaft 85/86. Im Jahr 1996 stieg die Mannschaft wieder in die B-Klasse ab. In der Saison 1999/2000 konnte man den Aufstieg in die A-Klasse und 2001/2002 den Aufstieg in die Bezirksliga feiern. Die 2. Mannschaft, die seit der Saison 2000/2001 in der neu gegründeten C-Klasse gespielt hatte, stieg ebenfalls 2001/2002 in die B-Klasse auf.
Die Damengymnastikgruppe trennte sich 1983 vom ATSV und ist seither ein eigenständiger Verein – der Gymnastiktreff Mutschelbach.
Wegen akutem Nachwuchsmangels wurde 1987 die Spielgemeinschaft SG Langensteinbach/Mutschelbach ins Leben gerufen. Die Spielgemeinschaft besteht heute noch.
Unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Jürgen Mohrkamm und dem inzwischen verstorbenen AH-Leiter Fritz Popp wurde in den Jahren 1990/91 der sog. „Block 10“ erbaut. Im Jahr 1991/92 wurde Gabriele Wenz als erste Frau zum 1. Vorsitzenden gewählt.
1993 wurde die „Frauensport- und Freizeitgruppe“ gegründet. Geleitet wird diese bis heute von Ilona Konstandin. Diese feiert 2003 ihr 10jähriges Bestehen.
Nach ca. 10jähriger Planungszeit und mit großzügiger Unterstützung der Gemeinde Karlsbad konnte Mitte März 1994 mit den ersten Arbeiten für den 2. Sportplatz auf dem „Fröschles Berg“ begonnen werden. 1995 rückte dann, 1. Vorsitzender war Werner Ries, schweres Gerät an und es wurde mit den Erdarbeiten begonnen. Nach unzähligen Arbeitsstunden einiger Mitglieder, hier haben sich Norbert Lörch, Torben Lörch, Pascal Konstandin, Peter Konstandin und Günter Loser besonders hervor getan, konnte dann am 04.06.1999 der neue Platz eingeweiht werden. Während der Bauzeit lenkten dann Karl-Friedrich Konstandin und Günter Loser die Geschicke des Vereins.
Auf 50 Jahre Fußball beim ATSV konnte man 1998 zurückblicken. Dieses Jubiläum wurde während des Sportfestes gefeiert.
Im Jahr 1998 wurde durch die AH-Abteilung das Maibaumstellen wieder ins Leben gerufen, welches seither jedes Jahr am 30. April viele Zuschauer anzieht.